NUR DIE ARMBRUST IST GEBLIEBEN, TELL - IM KAMPF GEGEN LORD XAX

Der Friede im Königreich Kale wird von finsteren Mächten bedroht: Mit Hilfe eines Zauberkristalls will der böse Lord Xax die Herrschaft über das Land an sich reißen und alle Bewohner seinem grausamen Joch unterwerfen. Der König wird ermordet, das Böse hält Einzug in Kale - doch das Volk gibt die Hoffnung nicht auf. Denn in alten Prophezeiungen steht geschrieben, dass der größte aller Helden zurückkehren wird, um sein Land zu befreien: William Tell...

Mit einem Plot, der so umwerfend neu gerade nicht ist, versucht sich die neuseeländische Serie TELL - IM KAMPF GEGEN LORD XAX in den derzeit so populären Fantasy-Trend einzuklinken. Es ist sicher kein Zufall, dass die atemberaubende Naturkulisse Neuseelands, vor der auch die Abenteuer von XENA und HERCULES stattfinden, als Staffage für den Freiheitskampf des William Tell dient - Ähnlichkeiten und Parallelen zu den berühmten Vorbildern sind durchaus beabsichtigt.

So vereint die recht eigenwillige Fantasy-Variante der Geschichte vom Schweizer Volkshelden, dem Friedrich Schiller mit seinem Drama eins ein unvergängliches Denkmal setzte, eine Darstellercrew vor der Kamera, die fast ausnahmslos schon bei XENA oder HERCULES zu sehen war - allen voran "Tell"-Darsteller Kieren Hutchison, der in XENA - WARRIOR PRINCESS als Talus auftrat, dazu Andrew Binns, der als böser Lord Xax zu sehen ist und bei XENA den Hippokrates verkörperte. Auch die übrigen Mitwirkenden - von Sharon Tyrrell über Ray Henwood und Katrina Browne bis hin zu Nathaniel Lees, der bei HERCULES den berüchtigten "Blauen Priester" gab - hatten alle schon einschlägige Fantasy-Erfahrungen gesammelt, bevor sie von den Produzenten Lesley Jones und Raymond Thompson für THE LEGEND OF WILLIAM TELL - so der Originaltitel der Serie - verpflichtet wurden.

Die 90er Jahre-Variante der Mär vom Freiheitshelden setzt denn auch auf eine ähnlich bunte Mischung aus historischer Verballhornung und abgehobener Fantasy wie die erfolgreichen Vorbilder. Der Bösewicht ist nicht der böse Landvogt, sondern ein zauberisch begabter Lord, der auch nicht durch eine hohle Gasse kommt, sondern in einer finsteren Festung haust. Auch geht es nicht um die Freiheit der Schweiz, sondern um die des imaginären Königreiches Kale. Und der junge Tell, der im Pilotfilm den Namen des großen Helden erbt, ist nicht der besonnene Moralist, als der er bei Schiller dargestellt wurde, sondern ein forscher Draufgänger, der keinen Kampf scheut, um sein Land vom Despotenjoch zu befreien. Geblieben ist einzig die Armbrust als Tells bevorzugte Waffe, die - das war wohl auch Serien-Autor Harry Duffin klar - vom Helden ebenso wenig wegzudenken ist wie Pfeil und Bogen von Robin Hood.

Abgesehen von diesen doch recht tiefgreifenden Veränderungen, die am Tell-Mythos vorgenommen wurden (und die Frage nahe legen, warum der Held dann überhaupt noch so heißen muss) haben sich alle Beteiligten Mühe gegeben TELL - IM KAMPF GEGEN LORD XAX zu einem kurzweiligen TV-Vergnügen zu machen, das neben vergleichbaren Produktionen wie ROBIN HOOD, SINDBAD oder CONAN durchaus bestehen kann. Kameramann Renaud Maire setzte alles daran, die Naturkulisse des neuseeländischen Drehorts möglichst spektakulär einzufangen, Produktionsdesigner Dan Henna, der u.a. den Mel Gibson-Streifen BOUNTY mit Props versah, sorgte für passende Requisiten, Gavin McLean (TOMMYKNOCKERS) zeichnete für die Kostüme der Helden und ihrer Widersacher verantwortlich. Das eigentliche Highlight der Serie aber sind die durchweg sympathischen Darsteller, deren Auftritte vor allem XENA und HERCULES-Fans mit Freude verfolgen werden, sind doch einige der Nebenfiguren aus den kultigen Raimi-Serien längst zu geheimen Stars avanciert.

16 Episoden lang kämpft William Tell gegen den verbrecherischen Lord Xax - jeweils täglich um 18.50 auf RTL 2. - Michael Peinkofer

NUR DIE ARMBRUST IST GEBLIEBEN, TELL - IM KAMPF GEGEN LORD XAX - TV Highlights # 3/99 (März 1999), Seite 24 + 25